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Erfahrungen mit dem neuen Kreditportfoliomodell für das Kundengeschäft

14.09.2023

Das neue Kreditportfoliomodell ist die erste größere Neuerung in der Steuerung des Kundengeschäftes seit vielen Jahren. Und mit der Einführung des neuen Kreditportfoliomodells werden viele Kinderkrankheiten der Adressrisikosteuerung behoben, die zu methodischen Problemen in der Gesamtbanksteuerung geführt haben. Die Grundidee der Steuerung im Sinne von VR-Control ist es, dass sich der Markt von jeglichen Risiken „freikaufen“ kann. Er verkauft Zahlungsströme gegen Zahlung von Konditionsbeiträgen an das Treasury. Und gegen Zahlung einer Risikoprämie tritt der Markt Adressrisiken an das Adressrisiko-Treasury ab. Die beiden verschiedenen Treasury-Abteilungen haben nun das Risiko, dass sich die einkauften Zahlungsströme oder die übernommenen Risikoprämien im Wert verändern.

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Im Gegensatz zu seinem Vorgänger lässt sich das neue Kreditportfoliomodell nahtlos in die weiteren Bausteine der Gesamtbanksteuerung einfügen. Aber jeder Baustein kann auch ein kleiner Stolperstein sein. Foto von Scott McNiel@pexels.com

In der Marktpreisrisikosteuerung passte die Berechnung des Value at Risks und die Bewertung von Stresssituationen schon immer zu dieser Grundphilosophie. Alleine in der Adressrisikosteuerurng hatte die Berechnung des Credit Value at Risks und die Bewertung von Krisenszenarien nichts mit dem Verrechnungspreis zwischen Markt und Treasury zu tun. Dieses Manko ist grundsätzlich mit dem neuen Kreditportfoliomodell behoben. Unverständlich bleibt nur, warum beim alten Modell jetzt von dem periodischen und beim Neuen jetzt von einem barwertigen Modell gesprochen wird. Aber da sich diese Terminologie am Markt etabliert hat, soll sie auch hier weiterverwendet werden.

Wenn das Risiko der Bank ist, dass sich vereinnahmte Risikoprämien im Wert verändern, ist die Frage, welche Gründe zu einer Wertänderung der Berichtsgröße „Kreditrisikoprämie EL KM“ führen können. Die wesentlichen Einflussfaktoren sind Zahlungsstrom, Kundenbonität und Sicherheitenwert. Während das Risiko, dass sich der Wert des Zahlungsstroms ändert, in der Zinsbuchsteuerung behandelt wird, sind in der Bewertung des Kreditrisikos Bonitäts- und Sicherheitenwertänderungen abzubilden. Die Tatsache, dass Sicherheitenwertänderungen nicht abgebildet werden, ist ein Manko, die provisorische Abbildung durch die Modifikation der Sektorparameter wirkt methodisch willkürlich. Dies ist insbesondere deswegen bedauerlich, als sich die Parametrisierung der Verlustquoten massive auf die Sicherheitenwerte in der Berechnung des Exposures auswirkt und eine Transparenz der Rolle der Sicherheiten auf das Kreditrisiko wichtig erscheint.

Während in der Berechnung der alten Berichtsgröße für die Abzugsgröße von der Risikodeckungsmasse, der Risikoprämie KM, Verwertungsdauer und Verwertungskosten keine Rolle gespielt haben, reduzieren beide Komponenten insbesondere in der aktuellen Zinssituation den anzusetzenden Sicherheitenwert ganz erheblich. Insbesondere bei mit Grundpfandrechten voll- oder sogar überbesicherten Darlehen führt dies dazu, dass zum Teil nicht unerhebliche kalkulatorische Blankovolumina entstehen. Hier empfiehlt sich zum einen ein kritischer Blick auf die LGD-Parameter. Und es stellt sich zum anderen die Frage, ob gerade hinsichtlich der angesetzten Sicherheitenwerte ein zusätzliches Sicherheitenrisiko in die Value-at-Risk-Kalkulation mit integriert werden muss.

Da die Berechnung von Credit Value at Risk und Adressrisikoergebnis aktuell noch nicht auf der gleichen Basis kalkuliert werden, ist ein Backtesting nicht ohne weiteres möglich. Dennoch sollte die Historie des Adressrisikoergebnisses mit dem neuen „barwertigen“ Credit Value at Risk abgeglichen werden. Und ebenso kann der Bontätseffekt für ein Backtesting des Expected Losses herangezogen werden. Auch wenn die Methode der Berechnung des Credit Value at Risks neu ist, steht für das Backtesting eine lange Historie von Daten zur Verfügung.

Diese Historie ist auch geeignet, die Basis für einen historischen Stresstest zu liefern. Dessen ungeachtet bietet auch das barwertige Kreditportfoliomodell wie bisher das periodische weiterhin selbst keinen Stresstest. Anstatt die Wertentwicklung des Verrechnungspreises in bestimmten Stresssituationen zu simulieren, wird als Stresstest der Credit Value at Risk mit verschiedenen modifizierten Sektorparametern neu berechnet. Methodisch ist dies weiterhin nicht sauber, auch wenn die Vorgehensweise mittlerweile etabliert ist. Anders als im periodischen Kreditportfolio ist es aber möglich, die Stressbelastung des Exposures zumindest für die größten Risiken im Portfolio in verschiedenen Szenarien über die Vorkalkulation von VR-Control KRM abzubilden.

Allen Stolpersteinen zum Trotz ist das neue Kreditportfolio für das Kundengeschäft eine erhebliche methodische Weiterentwicklung von VR-Control. Und sofern Sie Hilfe beim Umschiffen der Stolpersteine benötigen, stehen die Guides hierfür mit Rat und Tat zur Seite.

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